Be_hinderung
Behindert ist man nicht – behindert wird man. Um diesen von Behindertenrechtsaktivist*innen proklamierten Slogan auch in der alltäglichen Sprache zu verankern und die Behinderung durch äußere Umstände wie Gebäude oder Strukturen sichtbar zu machen, kann etwa der Unterstrich verwendet werden: be_hindert.Auch die englischsprachige Konstrukti- on Dis_ability weist auf diesen Sachverhalt hin: Jeder Mensch, der „disabled“ (behindert) ist, ist zugleich „abled“ (fähig) – und vice versa. Auch den Begriff „Menschen mit Ein- schränkungen/Beeinträchtigungen“ wählen viele von Be_hinderung Betroffene für sich. Hier kann die Beeinträchtigung ebenfalls im Außen festgemacht werden. (Quelle: Missy Magazine)
biologistisch/biologisieren
Die Idee ein soziales Phänomen oder eine soziale Rolle sei „natürlich“ oder von „Natur“ aus festgelegt.
Femizid und Feminizid
Die Begriffe Femizid und Feminizid benennen die geschlechtsbasierte Tötung einer Frau oder einer als Frau gelesenen Person. Es können auch Personen von Femiziden betroffen sein, die sich selbst nicht als Cis-Frau identifizieren, von außen aber als solche gelesen werden. Somit können auch Transmänner, nichtbinäre und inter Personen von Femiziden betroffen sein.
FLINTA
Abkürzung für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – also für all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden. (Quelle: Tagesspiegel)
Flexible Arbeitszeitmodelle
…sind Maßnahmen, die darauf abzielen, traditionelle Geschlechterrollen und Ungleichheiten am Arbeitsplatz zu überwinden, indem sie den Bedürfnissen aller Geschlechter gleichermaßen gerecht werden. Denn traditionell starre Arbeitszeiten stellen v.a. für FLINTAs eine Herausforderung dar, insbesondere für Mütter* oder Angehörige Pflegende. In solchen Modellen können Arbeitszeiten an individuelle Bedürfnisse angepasst werden, sei es durch Gleitzeit, Teilzeitarbeit, Jobsharing, Telearbeit oder andere flexible Vereinbarungen. So sind Berufs- und Familienverantwortung besser vereinbar, was zu einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance führt und zu mehr Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit beiträgt. Auch erlauben sie Männern, mehr Familienverantwortung wahrnehmen, wodurch traditionelle Geschlechterstereotype abgebaut werden können.
Geschlechtsspezifische Gewalt
Geschlechtsspezifische Gewalt ist Gewalt, die sich gegen eine Person aufgrund ihres biologischen oder sozialen Geschlechts richtet. Sie umfasst alle Formen von Gewalt, also körperliche, sexualisierte, psychische und wirtschaftliche Gewalt.
Heteronormativ
Als gesellschaftliches Ordnungsprinzip, das Geschlecht und Sexualität normiert, beschreibt Heteronormativität ein binäres Geschlechtersystem, das ausschließlich zwei Geschlechter akzeptiert. Diese stehen in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, das Männlichkeit über Weiblichkeit stellt. Gleichzeitig schreibt Heteronormativität eine Übereinstimmung des biologischen und psychosozialen Geschlechts und ein auf das jeweilige Gegengeschlecht ausgerichtetes (heterosexuelles) Begehren vor. Dies führt zur Ausgrenzung und Sanktionierung von Personen, die dieser Ordnung nicht entsprechen. Dazu gehören z.B. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*. (Quelle: https://www.genderdiversitylehre.fu-berlin.de/toolbox/_content/pdf/Glossar-von-Queeformat_Queerhistorymonth.pdf)
Inobhutnahme
…ist ein Begriff aus dem deutschen Rechtssystem und bezeichnet juritsisch die vorläufige Aufnahme und Unterbringung eines Kindes oder Jugendlichen in einer Notsituation durch das Jugendamt. In Deutschland wird diese Maßnahme über § 42 SGB VIII geregelt und stellt eine so genannte andere Aufgabe der Jugendhilfe im Sinne von § 2 Abs. 3 Nr. 1 SGB VIII dar. Sie erfolgte 77.645-mal im Jahre 2015.
Istanbul Konvention
…ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der explizite Maßnahmen zur Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen vorsieht (vgl. Council of Europe, 2011). Durch die Ratifizierung hat Deutschland 2018 zugesichert, Maßnahmen zur Prävention, Intervention, zum Schutz von und vor sowie Sanktionen gegen geschlechtsspezifischer Gewalt umzusetzen. Maßnahmen werden nur in Teilen und zu langsam umgesetzt. Eine auf Grundlage der Istanbul-Konvention umzusetzende Monitoring-Stelle gegen Gewalt an Frauen befindet sich erst seit 2020 im Aufbau.
Mehrbelastung
…weist hin auf die zusätzliche Last, die auf FLINTAs aufgrund von geschlechtsbezogenen Normen, Stereotypen, Erwartungen und Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft liegt, sei es im Bereich der unbezahlten Hausarbeit, der Kinderbetreuung, der emotionalen Fürsorge für Familienmitglieder oder der Bewältigung von geschlechtsbezogenen Diskriminierungen am Arbeitsplatz. Gerade Mütter* werden oft als primär für die Sorge und Pflege von anderen Menschen verantwortlich angesehen. Diese ungleiche Verteilung von Verpflichtungen führt zu Stress, Erschöpfung und sehr beschränkten Kapazitäten, andere Interessen und Möglichkeiten zu verfolgen.
Mehrbelastung ist keine individuelle Entscheidung oder Präferenz, sondern ein strukturelles und kulturelles Problem. Um sie abzubauen, bedarf es einer gerechteren Aufteilung der Verantwortlichkeiten, so dass auch FLINTA die Möglichkeit haben, ihre Ressourcen und Zeit selbstbestimmt auf verschiedene Lebensbereiche zu verteilen.
Migrantisiert
Der Begriff „migrantisiert“ wird für Personen in Bezug auf einen zugeschriebenen oder tatsächlichen Migrationshintergrund verwendet. Migrantisierung geht mit Prozessen der Rassifizierung (siehe Glossar) und Praxen der Andersmachung (englisch: Othering) einher, die Menschen zu Fremden machen und sie an einen Herkunftsort außerhalb Deutschlands bzw. Europas verweisen (Quelle: RISE vom JFF)
Ökonomisierung
…bezeichnet die Ausbreitung des Marktes bzw. seiner Ordnungsprinzipien und Prioritäten auf Bereiche, in denen ökonomische (=wirtschaftliche) Überlegungen in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Rolle spielten bzw. die solidarisch oder privat organisiert waren (Quelle: wikipedia)
Prekarisiert
…ist die erhöhte Verwundbarkeit durch ungesicherte Arbeits- und Lebensverhältnisse (Quelle: transcript)
Rassifiziert/Rassifizierung
Rassifizierung – auch bezeichnet als Rassialisierung oder Rassisierung – bezieht sich auf die Wissensebene von Rassismus. Rassifizierung beschreibt sowohl einen Prozess, in dem rassistisches Wissen erzeugt wird, als auch die Struktur dieses rassistischen Wissens. Im Einzelnen umfassen Prozess und Struktur die Kategorisierung, Stereotypisierung und implizite Hierarchisierung von Menschen. Dabei werden historisch variablen wahrnehmbaren und nicht wahrnehmbaren körperlichen (z. B. Hautfarbe, Schädelform), soziologischen (z. B. Kleidung), symbolischen und geistigen (z. B. Einstellungen und Lebensauffassungen) sowie imaginären Merkmalen (z. B. okkulte Fähigkeiten) Bedeutungen zugewiesen. Dies geschieht, indem erstens mit Hilfe dieser Merkmale gesellschaftliche Gruppen definiert – also kategorisiert – werden. Aufgrund der ausgewählten Merkmale erscheinen die konstruierten Gruppen als naturgegebene Einheiten, die sich biologisch reproduzieren. In einem zweiten Schritt der Bedeutungszuweisung wird das Wesen der konstruierten Fremdgruppe(n) bestimmt und werden ihnen stereotype Eigenschaften zugeschrieben (Stereotypisierung) – auch diese können wieder der Kategorisierung dienen. Durch die Stereotypisierung wird spiegelbildlich das Wesen der konstruierten Eigengruppe festgeschrieben.
(https://www.idaev.de/recherchetools/glossar?tx_dpnglossary_glossary%5Baction%5D=show&tx_dpnglossary_glossary%5Bterm%5D=168&tx_dpnglossary_glossarydetail%5Bcontroller%5D=Term&cHash=4b8982f62774cf72f7a01102dda8353c)
Rekommunalisierung
Mit Rekommunalisierung werden Prozesse bezeichnet, in denen eine Privatisierung wieder rückgängig gemacht wird und diese erneut in kommunale Trägerschaft (hier: an die Stadt Berlin, bzw. den Bezirk) übergehen.
Reproduktive Gerechtigkeit
…ist ein ganzheitliches feministisches Konzept, das gleiche Rechte und Chancen für alle Menschen fordert, um frei von Diskriminierung und Zwang Entscheidungen über ihre Körper, Sexualität und Fortpflanzung zu treffen. Voraussetzungen sind der Zugang zu qualitativ hochwertiger reproduktiver Gesundheitsversorgung und der Abbau struktureller Ungerechtigkeiten.
Romantisieren
Etwas in einem idealisierenden Licht erscheinen lassen; verklären, schönfärben. (Duden)
Sicherer Wohnraum
„Viele Anliegen verbinden sich in der munizipalistischen Idee «Sorgender Städte», in denen für eine Vergesellschaftung des Lebens und der Bedingungen sozialer Reproduktion gekämpft wird.“ –> „feministisch enteignen“ (Zusammenhang reproduktive Gerechtigkeit)
Sorge- und Reproduktionsarbeit
…meint die Arbeit, die zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des menschlichen Lebens und der Gesellschaft erforderlich ist. Sie umfasst die körperliche und emotionale Arbeit, die für die Fortpflanzung, Geburt, Pflege, Erziehung und Versorgung von Menschen erforderlich ist. Damit einher gehen viele Tätigkeiten, z.B. Geburtspflege, Stillen, Kindererziehung, der Haushaltsführung, der Krankenpflege, emotionale Sorgearbeit und der Unterstützung von Familienmitgliedern.
Diese Art von Arbeit ist auch heute noch zu unsichtbar, unterbewertet und nicht entlohnt.
Vorverkaufsrecht
Der Bezirk prüft, ob das betreffende Objekt in einem Milieuschutzgebiet („soziales Erhaltungsgebiet“) liegt – nur dann hat der Bezirk ein Vorkaufsrecht. Dadurch ist das Objekt dauerhaft vor Spekulation geschützt und der Erhalt preiswerten Wohnraums gegeben. Bewährt hat sich vor allem die Möglichkeit, das Vorkaufsrecht zugunsten der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften auszuüben.
In der Realität werden oft Abwendungsvereinbarungen getroffen, das heißt die neuen Käufer*innen „versprechen“ dem Bezirk für einen langen Zeitraum auf mietsteigernde Modernisierungsmaßnahmen oder die Umwandlung in Wohneigentum zu verzichten. Nach Ablauf dieser Zeitspanne (meist 20 Jahre) gewinnen die Käufer*innen allerdings großen Spielraum zurück. Das heißt, das Nichtwahrnehmen des Vorkaufsrechts kann nur mittelfristige Sicherheit für die Mieter*innen bedeuten.